Damit sich der Lebensraum noch vielfältiger entwickeln kann, ist eine "Kombinationsbeweidung" am vorteilhaftesten.

Biotop-Pflege durch Beweidung - Fressen für mehr Vielfalt

In Steinbrüchen finden sich vom Menschen geschaffene sekundäre Biotope, die in ökologischer Hinsicht, auf relativ kleiner Fläche eine große Standortvielfalt aufweisen. Diese Vielfalt bietet zahlreichen spezialisierten Tier- und Pflanzenarten einen einzigartigen Lebensraum, den sie in unserer Kulturlandschaft heute nur noch schwer finden. Gerade die offenen, kargen Flächen in Steinbrüchen bieten wichtige Rückzugsräume für seltene Pionierarten, wie z.B. Flussregenpfeifer oder Gelbauchunke. Ohne menschlichen Einfluss wachsen diese Bereiche jedoch rasch zu und verlieren damit ihren Wert für solche Arten. Eine Beweidung durch Pflanzenfresser wie z.B. Ziegen, Schafe, Pferde oder Rinder soll dabei helfen, die Verbuschung zurückzudrängen.

Weidetiere als „natürliche Rasenmäher“

Anders als bei einer Mahd werden die Pflanzen bei einer Beweidung langsam und nicht flächendeckend entfernt, da nicht alle Pflanzen gleich beliebt sind. Somit bleibt kleineren Bodentieren der Deckungsschutz erhalten. Außerdem schaffen sie durch Tritt- und Liegeschäden (z.B. durch Staubbäder der Pferde) neues Offenland. Diese Störung ist gewollt und bringt die Dynamik zurück, mit zwar geringer Flächenausdehnung, aber hoher Bedeutung für Organismen, die auf Dynamik in der Landschaft angewiesen sind.

Pflanzenfresser als Landschaftsgestalter

In Zeiten der Vegetationsruhe (November-März) werden auch Pflanzen verbissen, die nicht zum bevorzugten Nahrungsspektrum zählen wie z.B. Brombeere und Weiden. Dadurch kann eine Konkurrenzverschiebung zugunsten der schwächeren Pflanzen entstehen. Der Einfluss von Weidetieren auf ihren Lebensraum geht damit weit über das bloße Auslichten von Gräsern, Kräutern und Gehölzen hinaus. Sie fördern eine Verzahnung von Gehölzen und Offenland und schaffen so einen Lebensraum für viele unterschiedliche Arten. Aus ehemals eintönigen Landschaften entsteht somit eine reich strukturierte Naturlandschaft.

Die Kombination macht’s

Am vorteilhaftesten bei der Beweidung ist eine „Kombinationsbeweidung“, z.B. Rinderherden mit Pferden, aufgrund der unterschiedlichen Ernährungsstrategien und Raumnutzungen. Damit kann sich der Lebensraum noch vielfältiger entwickeln. Bei Steillagen, z.B. bietet sich eine Beweidung durch Ziegen und/ oder Schafe an, da sie leichter als Rinder sind und weniger Trittschäden verursachen.

Wenig Aufwand, wenig Mensch

Die dauerhafte Beweidung ist insgesamt eine kostengünstige Alternative und macht kostenaufwändige Unterhaltungsmaßnahmen überflüssig. Langfristig wird die Diversität des Gebietes bewahrt, ohne menschlichen Eingriff. Zu beachten ist allerdings die Auswahl der spezifisch dazu passende Arten und Rassen, sowie die Dichte der Population, um das Gleichgewicht von befressener und produktiver Fläche nachhaltig zu gestalten.

Beweidungsprojekt mit 140 Rhönschafen in Lengfurt 

Beweidungsprojekt Steinbruch Burglengenfeld

Vanessa Menrath

Koordinatorin Quarry Life Award Deutschland

Beweidung Geseke. Der Einfluss von Weidetieren auf ihren Lebensraum geht weit über das bloße Auslichten von Gräsern, Kräutern und Gehölzen hinaus.

Zur Pflege und Förderung der biologischen Vielfalt von Kalk-Magerrasenkomplexen in aufgelassenen und aktiven Steinbrüchen südlich von Geseke werden seit 2009 Schafe eingesetzt.

Beweidung Geseke. Zur Pflege und Förderung der biologischen Vielfalt von Kalk-Magerrasenkomplexen in aufgelassenen und aktiven Steinbrüchen südlich von Geseke werden seit 2009 Schafe eingesetzt.

Beweidung Schelklingen. Anders als bei einer Mahd werden die Pflanzen bei einer Beweidung langsam und nicht flächendeckend entfernt, da nicht alle Pflanzen gleich beliebt sind.

Beweidung Schelklingen. Eine Beweidung durch Pflanzenfresser wie z.B. Ziegen, Schafe, Pferde oder Rinder soll dabei helfen, die Verbuschung zurückzudrängen.