Artenschutzprogramm Uferschwalbe - Durchführungsdetails

Mit dem Fernglas auf der Pirsch

Grundlage des Projektes ist zunächst die Erfassung des tatsächlichen Brutbestandes während der Brutzeit, die Bewertung des Konfliktpotenzials und die Ausarbeitung von Steuerungs- und Pflegemaßnahmen sowie proaktiven Maßnahmen.

Pro Gewinnungsstätte findet eine jährliche Begehung in der Brutzeit (April bis September) statt. Dabei werden alle potenziellen Brutgelegenheiten mit einem Fernglas abgesucht. Wo es notwendig ist, werden die Steilwände mit Hilfe eines Bootes seeseitig eingesehen. Erfasst werden die Gesamtzahl aller Bruthöhlen und die Anzahl der tatsächlich beflogenen Röhren. Als „beflogene“ Röhren werden nur solche Röhren bewertet, die neu aussehen, frische Grabspuren aufweisen, tief sind oder direkt von den Schwalben angeflogen werden (Rupp, J. 1996: S. 132). Da keine Kolonie über den gesamten Brutzeitraum beobachtet werden kann, sind exakte Angaben über die Maximalzahl der beflogenen Röhren nicht möglich. Die Ergebnisse werden dann in einem Lageplan dargestellt. In den Wintermonaten planen die Werksleiter ihren Abbau für die kommenden Monate, damit potenzielle Gefährdungen und Störfaktoren nicht entstehen können. Stehen an einer für Uferschwalben attraktiven oder von ihnen bereits genutzten Steilwand im Frühling oder Sommer Abbauarbeiten an, schaffen die Werke frühzeitig (bis März) Ausweichquartiere für die Vögel. Gleichzeitig flachen sie die zum Abbau bestimmten Wände vor Rückkehr der Vögel ab und machen sie dadurch unattraktiv. Als Alternativplätze bieten sich alte oder zurzeit unbenutzte Steilhänge an. Diese werden nach Möglichkeit radikal von Büschen und Gewächs befreit. Auch können an beruhigter Stelle Halden mit sandig-tonigem Oberbodenmaterial aufgeschüttet werden. Die festgelegten Maßnahmen werden jährlich kontrolliert. 

Ausweichquartiere für die kleinen Schwalben

Geeignete Bruthabitate für die Uferschwalbe können zum einen durch natürliche und zum anderen mittels künstlicher Brutwände geschaffen werden.

Allgemeine Maßnahmen
  • Fortlaufende Sicht- und Bestandskontrolle der Brutplätze

  • Abgleich mit der Abbauplanung und Festlegung der Maßnahmen für die kommende Saison
  • Kein Abbau sowie die Weiterführung von Arbeiten im Brutbereich zur Brutzeit; wenn möglich den Bereich absichern
  • Steilwände nach jeder Brutsaison mit Spaten oder einem Bagger sauber abstechen, dann graben die Uferschwalben auch im nächsten Jahr wieder an der gleichen Stelle
  • Kein Verfüllen der aufgelassenen Sand- und Kiesgruben
  • Keine Begrünung durch Bepflanzung, sondern die Rohböden möglichst lange offen halten
  • Zugewachsene Steilwände möglichst entbuschen
  • Anlegen von Oberbodenhalden
  • Möglichst Verzicht auf künstliche Nisthilfen
  • Vorhandene Wasserflächen in Brutgebieten sollten von touristischen Aktivitäten freigehalten werden, da sie wichtige Nahrungshabitate darstellen
  • Lagern, Feuer machen und Campieren in Abbaustellen muss unterbleiben
Natürliche Brutwände

Ab Anfang April sollten geeignete Brutwände zur Verfügung stehen, da die Uferschwalben dann aus ihren Überwinterungsgebieten zurückkehren. Die Anlage natürlicher Brutwände ist im Zuge des Abbaus leicht zu bewerkstelligen. Im Abbauprozess entstandene Steilwände sollten zu Brutbeginn senkrecht und vegetationsfrei sein. Folgende Eigenschaften sollten natürliche Brutwände aufweisen.

  • Schuttkegel am Fuße der Wand sollten entfernt sein, um Nesträuber fernzuhalten

  • Möglichst vegetationsfrei bzw. -arm sowie keine hohe Vegetation am unteren und oberen Ende der Wände
  • Freie Anflugschneisen; möglichst über 2,5 m hoch
  • Ausrichtung nach Süden oder Südosten
  • Nähe zu Gewässern
Künstliche Brutwände

Künstliche Brutwände sollten wie natürliche Brutwände die oben aufgelisteten Eigenschaften aufweisen. Hinsichtlich der verschieden Baumöglichkeiten sind folgende Konstruktionen denkbar:

  • Anlegung von Oberbodenhalden, welche verdichtet und anschließend auf der südlich exponierten Seite angerissen werden (kostengünstig und geringer Aufwand)

  • Sandschüttungen, welche verdichtet und anschließend auf der südlich exponierten Seite angerissen werden
  • Betonwände mit Sandhinterfüllungen oder Niströhrenelementen (hoher Aufwand und Unterhaltung, da die Brutröhren jedes Jahr erneut mit „Sand gestopft“ werden müssen)
  • Sandwand mit Rahmenkonstruktion

Tina Gölzer

Projektleiterin Umweltmanagement und Nachhaltigkeit

Heidelberg Materials Mineralik DE GmbH Berliner Straße 6
69120 Heidelberg
Deutschland